Stefan im Gespräch mit Achim Albers
Gründer und Verleger des Himmelstürmer-Verlages in Hamburg

 




Stefan:
Was hat dich dazu bewogen im März 1998 einen eigenen Verlag, nämlich den Himmerstürmer Verlag in Hamburg zu gründen?


 Achim:
Ich arbeite seit über 20 Jahren in der Werbung. Bücher waren schon immer ein Hobby von mir. Mir erschien die Arbeit für und mit Büchern bez. Autoren auch als eine sinnvolle Alternative bez. Erweiterung. Hinzu kam dann, wie das eben so passiert, dass ich auch aus sehr persönlichen Gründen mit einem Autor zusammenarbeiten wollte!


 

Stefan:

Werden im Himmerlstürmer Verlag ausschliesslich deutsche Autoren verlegt bzw. publiziert?


 Achim:
Bisher ja, weil ich denke, es gibt genug deutsche Autoren. Außerdem finde ich es auch besonders reizvoll, über das Leben hier in Deutschland zu berichten. Allerdings schreiben ja auch einige Autoren, wie z.B. Peter Nathschläger über das Leben in USA.


 

Stefan:

Ist es schwer, gute deutsche Autoren für den Verlag zu gewinnen?


 Achim:
Ich denke, Himmelstürmer hat inzwischen einen Stamm von guten deutschsprachigen Autoren, erwähnt habe ich ja schon Peter Nathschläger, aber auch Andy Claus, Citizen_b oder Simon Rhys Beck haben schon einige Bücher bei uns veröffentlicht. Es kommen immer neue hinzu und manchmal fällt es sogar schwer, eine Auswahl zu treffen, da unsere Kapazität beschränkt ist.


 

Stefan:

Euer Verlagsangebot ist sehr vielseitig! Neben guter schwuler Unterhaltungsliteratur, Krimis, Coming-out Romanen, Sachbüchern und Autobiographien von schwulen Zeitgenossen habt ihr alles im Programm.

Muss Man(n) als Verleger dem Leser heute eine derartige Vielfalt bieten, um als Verlag (Verleger) bestehen zu können?


 Achim:
Naja, wir beschränken uns ja hauptsächlich auf Unterhaltungsliteratur, wozu Romane ja wohl auch gehören. Das letzte Sachbuch haben wir vor 2 Jahren herausgebracht, die Jo Luga Biografie ist noch älter. Aber im Frühjahr bringen wir ein neues Sachbuch heraus: „Poppers – Das Handbuch zur schwulen Sexdroge“.


 

Stefan:

Kostet es nicht sehr viel Mut, und ein gutes Gespür für Neues, um ein derartiges Projekt wie den Himmelstürmer-Verlag zu leiten?


 Achim:
Ja. Aber dem Mutigen gehört die Welt!


 

Stefan:

Der Himmelstürmer-Verlag deckt mit seinem breit gefächerten Angebot quasi  u.a. eine Marktnische auf dem deutschen Buchmarkt ab. Ist es sehr schwer, sich als Mittelständler auf dem deutschen Buchmarkt zu behaupten?


 Achim:
Wir decken eine Nische ab, das ist richtig. Das hat aber große Vorteile im Vertrieb. Wir müssen nicht alle 5000 Buchhandlungen nicht Prospekten beliefern, wir müssen auch nicht Anzeigen in überregionalen Magazinen schalten. Unsere Zielgruppe ist sehr klar definiert und durch die gängigen schwulen Medien gut zu erreichen. Leider sind allerdings die Auflagen relativ gering – vielleicht sollten in den Darkrooms Leselampen eingerichtet werden!


 

Stefan:

Oder gibt es gar neidische Blicke der ( heterosexuellen) Konkurrenz u.a. auf der Frankfurter Buchmesse?


 Achim:
Nein, mit denen möchte ich nicht tauschen!


 

Stefan:

Wie gross ist die Gefahr, mit einem Autor und dessen Buch einmal nicht den Geschmack des Lesers zu treffen?


 
Achim:
Das Problem liegt woanders: Es kann durchaus ein Buch mit einem Inhalt sein, dass jeden interessieren würde, nur wenn es das falsche Cover hat, ist es leider unverkäuflich. Da kann der Inhalt noch so gut sein. Hier, wie bei einem guten Essen gilt: Das Auge (um hier nicht andere Körperteile zu nennen) sieht (kauft) mit.


 

Stefan:

(Wie) Lässt sich so etwas vermeiden?


 Achim:
Siehe oben.

 


Stefan:

Was passiert, wenn es dann doch einmal passiert?


 Achim:
Dann bleibe ich auf den Büchern sitzen, das Lager bleibt voll und irgendwann schlägt der Reißwolf zu.


 

Stefan:

Bekommt der Autor dann noch eine zweite Chance?


 Achim:
Wenn es nicht nur am Autor liegt selbstverständlich.


 

Stefan:

Achim, welche der oben bereits genannten Sparten ist so dein ganz persönliches Highlight?


 Achim:
Ich werde mich hüten hier meinen Lieblingsautor zu nennen, gehe ich doch davon aus, dass einige meiner Autoren das Interview auch lesen!


 

Stefan:

Schreibst Du selber auch?


 Achim:
Ja, Verträge und Rechnungen.


 

Stefan:

Dein Verlag bietet jungen Nachwuchs-Autoren die Chance, sich an einem jährlich stattfindenden Autorenwettbewerb zu beteiligen. Kannst du uns ein wenig über diesen Wettbewerb berichten?


 Achim:
Wir haben den Wettbewerb nun zweimal durchgeführt. Herausgekommen sind zwei Bücher, GAY UNIVERSUM 1 + 2. Ich denke, darin sind einige ausgezeichnete Kurzgeschichten. Einige Autoren haben auch Mut gefasst, ein längeres Werk zu beginnen, davon werden wir dann noch hören.
Diese Aktion hat sehr viel Arbeit gemacht und wir werden jetzt erst einmal ein Jahr aussetzen und dann vielleicht mit einem anderen Projekt beginnen.


 

Stefan:

Die Besten Romane und Geschichten junger Nachwuchs-Autoren werden bereits im zweiten Jahr in der neuen Reihe Gay-Universum vom Himmelstürmer-Verlag veröffentlicht. Deckt sich Deine ganz persönliche Meinung immer mit dem neuen Punktesystem von 1 bis 10, mit dem die Leser die Geschichten auf eurer Homepage bewerten konnten?


 Achim:

Nein, natürlich nicht. Auch um dies ganz bewusst zu verhindern, haben wir ja dieses Punktesystem eingeführt.


 

Stefan:

Bist du manchmal selber überrascht, wenn sich ein von dir verlegter Buchtitel zum Favoriten entwickelt, dem du dies nicht sofort zugetraut hättest?


 Achim:
Ja. Bestes Beispiel ist das Buch: „Daniel“. Die Verarbeitung eines sehr tragischen Coming-outs. Der Autor hat nie wieder etwas anderes geschrieben. Sein Stil wurde von allen Kritikern abgelehnt aber es kam bei allen Lesern extrem gut an und war dann das meistverkaufte (schwule) Buch im Jahr 2001 (laut AMAZON)


 

Stefan:

Mein persönlicher Lieblingsautor ist Andy Claus! Auch wenn es für dich schwer ist unparteiisch zu sein. Gibt es für dich auch einen Lieblingsautor?


 Achim:
Siehe oben.


 

Stefan:

Was macht der Verleger Achim Albers wenn er nicht gerade Bücher verlegt?


 Achim:
Ich habe noch einen Beratervertrag in der Werbeindustrie.

Falls dann noch Zeit bleibt spiele ich Golf, leider nur im Sommer, und pflege meine Freundschaft(en).


 

Stefan:

Wie immer am Schluss eines Interviews. Stelle dir vor, du hättest drei Wünsche frei, was wären deine drei grössten Wünsche für die Zukunft?


 Achim:
Dafür sind drei zuwenig.


 

Stefan:

Gibt es etwas, was dir am Herzen liegt, und was du unseren Lesern gerne mitteilen möchtest?


 Achim:
Schwulsein ist noch lange nicht selbstverständlich in Deutschland, geschweige denn in der Welt. Seid selbstbewusst und kämpft weiter für eure Rechte – die fallen nicht vom Himmel!


 


S-Gay.de bedankt sich ganz herzlich bei Achim Albers für dieses doch sehr ausführliche und aufschlussreiche Interview und wünscht dem Himmelstürmer-Verlag auch weiterhin viel Erfolg für die Zukunft.

 

(c) S-Gay.de 09/2005

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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